T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Mittwoch, Mai 09, 2012


[Buchprojekt: (Arbeitstitel:) Martin Heidegger. Vokabular und Methode]

Wohin die Münze fällt

… In einer Laube am Bärenplatz eine etwas verhutzelte junge Frau, ein Hund, ein paar Geschirrchen verschiedener Farbe und Grösse, einige davon bestückt mit brennenden Kerzchen, andere mit winzigen Blumensträussen … Das ganze Geschirrchenwesen ist für mich leicht verwirrlich, und prompt plumpst meine Münze in das kleine für den Hund gedachte Wasserbecken. Das Tierchen lässt sich nicht aus seiner behaglichen Ruhe bringen; es blickt den bescheuerten Spender bloss aufmerksam, aber völlig ungerührt an. Die junge Frau schaut sich die kleine Bescherung an und lacht: "Da schau her, ein Glücksbrunnen!" - Ein lächriges 'Ups!', dann Entschuldigungsgemurmel, Münzenfischerei, die erfolgreiche Suche nach dem richtigen Töpfchen, ein Lächeln, ein gegenseitiger freundlicher Abendgruss …

Die Verwandlung

… Auf dem Rand des Brunnens in der Neuengasse eine einzelne Taube. Was ist bloss mit ihrem Gefieder passiert? Wird das bedauernswerte Geschöpf jemals wieder fliegen können? Andere Passanten schliessen sich meiner Ratlosigkeit wie einer kleinen Gedenk- und Trauerfeier an. Dann die grosse Erleichterung: Der muntere Vogel rückt den linken hochgeschlagenen Flügel wieder zurecht, plustert sich unter dem gelösten Gekicher und Gegluckse der erlösten Gemeinde ganz toll auf, taucht mit ruckartigen Bewegungen sein Köpfchen ein paarmal ins Wasser und flattert rauschend von dannen …

Die versiegte Quelle

… Vor dem Bahnhofausgang dann wieder ein Hutzelweiblein. Mein Alter, iischi Schpraach: "Tärfti ich ew eppis frägu"? Das mir inzwischen längst in Fleisch und Blut übergegangene Berner Idiom ist sofort abgelegt und ich erwidere die muttersprachliche Ansprache mit einem freundlich entschuldigenden Hinweis darauf, dass punkto Moos bei mir nix los und so. Aber die Frau hat sich schon wieder von mir ab- und potentiell einträglicheren Quellen zugewandt. Hätte sie auf meine heimatlichen Töne reagiert, ich kann nicht garantieren, dass ich an diesem geglückten Tag, nach Glücks- und Taubenbrunnen, nicht schon wieder in die Tasche gegriffen hätte …