T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Mai 12, 2009

[Eine weitere unbedeutende Vorstudie zu meinem grossen Hauptwerk, einer bedeutenden Studie über den musikalischen Ausdruck, verfasst nach einem Nachtessen mit meinem Freund Peter, der kürzlich in Salzburg war.]


Ausdruckslosigkeit: Man spürt das Bemühen um Ausdruck. - Es wurde Zeit, mal wieder einen Höhepunkt zu setzen: Bruckner lässt ein weiteres Mal das Blech fortissimo erscheppern. - Ein eher nichtssagendes Pflänzchen, eine melodische Figur, ein Motiv vielleicht, muss zweck eines Fortgangs - das Leben muss immer weitergehen - einer Entwicklung zugeführt werden: Bruckner lässt die Streicher sich seiner annehmen: Das Ding wird mindestens sechsmal sequenziert, und schon nach dem vierten Mal hat sich die Geduld des Hörers erschöpft: "Miserere ..."

Nun, Wagner ist manchmal auch nicht besser. Nur der ... Nein, ich nenne den Namen des keinerlei Ehrfurcht Erheischenden nicht, nicht euch, liebe LeserInnen, voi che sapete.


[Schön blöd, dass es keine Regeln für die Erzeugung von Expressivität gibt. Wagner kann ein Ding auch ein bisschen mehr sequenzieren, und man lauscht gespannt. Ein anderer hält sich entschieden mehr zurück und erreicht gar nichts. Woraus natürlich kein Hinweis für den Tonsatz abzuleiten ist. Anything goes. Und das meiste geht dann in die Hosen. Also sollte man sich doch an gewisse Regeln halten? Wenn es welche gäbe, unbedingt! - Ausdruck ist halt nun mal eine superveniente Eigenschaft von Musik: Wenn der Ausdruck sich ändert, muss sich auch etwas im Geflecht der musikalischen Parameter geändert haben; wenn sich vieles im Geflecht ändert, kann sich der Ausdruck grundlegend verändern oder nur unmerklich verändern oder gar nicht verändern oder flöten gehen. Der Ausdruck ist nicht prognostizierbar. (Für dieses Phänomen finden sich raffiniert ausgewählte und beispiellos schöne Illustrationen auf den Seiten 162ff von Scrutons AoM.)]

[Das Blöde an einem grossen Werk: Ich käme da wohl nicht umhin, was Exakteres über die Supervenienz zu sagen. An solch lästigen Kleinigkeiten kann Grosses scheitern.]