[Daniel Pipes: Der Feind hat einen Namen. NZZ, 19.06.08. Der Artikel, von dem ich hier abhebe, ist auch auf der Website des Autors zu finden.]
Da gab es doch mal den Faschismus; der ist gebodigt. Dann war da der Kommunismus; der ist ebenfalls gebodigt. Jetzt ist wieder von einem grossen Feind die Rede, doch der ist noch nicht mal richtig benamst:
Oh wie gut, dass niemand weiss,
Dass ich Islamismus heiss.
Und weil kaum jemand das Ding beim Namen nennen will, hören wir dem rumpligen/umstürzlerischen Stilz zu, wenn er das Offensichtliche vor sich hinbrabbelt. Wir halten uns an diese Quelle, weil sie nicht furchtsam zaudert, sich klar auszudrücken, sich an keinen PC-Kanon hält, Euphemismen meidet ('globaler Kampf für Sicherheit und Fortschritt' und dergleichen), keine Geschäftsbeziehungen zu P&H (Peace & Harmony) unterhält und auf Sieg spielt; lauter Tugenden, vor denen wir uns eine Scheibe abschneiden sollten.
Der Faschismus war ein bedeutendes Ding. Der Kommunismus war ein bedeutendes Ding. Ich bin ein bedeutendes Ding. Ich sage nur 'Scharia'; islamisches Strafrecht; eine Rechtsordnung; eine totalitäre Rechtsordnung; eine die individuelle Freiheit unterdrückende Rechtsordnung.
Oh wie gut, dass niemand weiss, dass ich Islamismus heiss.
Meine Feinde sagen 'Terrorismus'. Hihi. Terrorismus ist ein Mittel, kein Zweck. Sie sagen 'Demokratie'. Hihi. Sag ich, wenn's denn sein muss, auch; auch Demokratie ist ein Mittel. Oder sie sagen 'freiheitliche Rechtsordnung'. Sag ich nicht. Aber mir gefällt, hihi, dass die Feinde ihren Feind nicht benamsen, die totalitäre Rechtsordnung und die globale Bewegung, von der sie propagiert wird:
Oh wie gut, dass niemand weiss, dass ich Islamismus heiss.
Lieber Leser, falls du mehr auf PC, Konfliktlösung und Appeasement stehst und dich von meinen kriegstreiberischen Ansichten klar distanzieren möchtest, brauchst du nur zu tun, was du eh schon tust und was eh alle tun:
Vermeide es, die Dinge beim Namen zu nennen. Achte sorgfältig auf deine Wortwahl, damit kein Gläubiger sich verletzt fühlen muss. Bleibe bei der Furcht, du könntest durch deine Wortwahl eine ungeschriebene Regel verletzen.
Klar, du schätzt die individuelle Freiheit. Betrachte aber diese Wertschätzung in grosser Bescheidenheit als deinen individuellen Geschmack oder den Geschmack deines Kulturkreises und werde nicht müde, die Wertschätzung und Praxis der individuellen Freiheit als für Menschen anderer Kulturkreise möglicherweise wenig bekömmlich hinzustellen. - Das mag hart sein. Ich will dir da nichts vormachen: Für mich, der den Vorwurf des Rassismus höchst selten für überhaupt sinnvoll erachtet, ist das blanker Rassismus. Aber Kopf hoch: Du bist da ja nun wahrhaftig nicht allein.
Betone bei jeder passenden Gelegenheit, was für eine schöne Religion der Islam ist. Kennenlernen darfst du ihn später. Du hast ja schliesslich recht: Es ist ein bisschen wie mit dem Kommunismus: Der mag ja eine sehr schöne Theorie gewesen sein. [By the way: Auch der frühneuzeitliche Katholizismus war in seinem Kern eine verdammt schöne Religion.] Nur seine Realisierung im Totalitarismus war halt schon scheusslich, gell? Und vielleicht wirst du mir zugeben, dass auch der real existierende Islam scheussliche Züge aufweist. Egal.
Wenn jemand so spricht, wie ich gerade eben gesprochen habe, wirst du ihn selbstverständlich darauf hinweisen, dass es den Islam nicht gibt. Lass dich nicht davon irritieren, dass du gerade noch von dem Islam als einer schönen Religion gesprochen hast. Das biegst du schon wieder hin, gell? Denn im Kern hast du ja recht: Es gibt den Islam, wie er vom saudischen Königshaus definiert wird; es gibt den Islam, wie er vom DIYANET, dem türkischen Ministerium für religiöse Angelegenheiten, definiert wird; du wirst, nachdem du dich etwas intensiver mit der Sache beschäftigt hast, sicher noch viele andere hübsche Beispiele finden.
Betone bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass die Bedrohung, mit der wir es zu tun haben, von einer zahlenmässig komplett unbedeutenden Gruppe von Menschen ausgeht. An dieser Stelle solltest du vielleicht am besten von 'Terroristen' sprechen und das Wort 'Islamismus' gar nicht erst in den Mund nehmen. Denn der Islamismus als Bewegung, die eine die individuelle Freiheit unterdrückende Rechtsordnung propagiert, ist eine gewaltig grosse Bewegung. Ich, selber ein sehr vorsichtiger Mensch, will hier natürlich auch nicht verallgemeinern. Nicht alle Gläubigen anerkennen die Scharia; das tun bloss die allermeisten. Es gibt meines Wissens kaum einen arabischen Staat, in dem die Scharia die gültige Rechtsordnung darstellt; bloss in der Bevölkerung ist sie gut verankert. - Tja, es wird nicht einfach sein, islamische Gelehrte zu finden, die einen modernen, die individuellen Freiheiten achtende Form des Islam vertreten. Gerade darum ist es wichtig, dass du - ich wiederhole das gerne - das Wort 'Islamismus' vermeidest und stattdessen von 'Terrorismus/Extremismus' sprichst. Dann kannst du weiterhin von deiner zahlenmässig unbedeutenden Gruppe der bösen Menschen sprechen und weiterhin von den übrigen Gläübigen als von den guten Menschen tagträumen.
Da gab es doch mal den Faschismus; der ist gebodigt. Dann war da der Kommunismus; der ist ebenfalls gebodigt. Jetzt ist wieder von einem grossen Feind die Rede, doch der ist noch nicht mal richtig benamst:
Dass ich Islamismus heiss.
Und weil kaum jemand das Ding beim Namen nennen will, hören wir dem rumpligen/umstürzlerischen Stilz zu, wenn er das Offensichtliche vor sich hinbrabbelt. Wir halten uns an diese Quelle, weil sie nicht furchtsam zaudert, sich klar auszudrücken, sich an keinen PC-Kanon hält, Euphemismen meidet ('globaler Kampf für Sicherheit und Fortschritt' und dergleichen), keine Geschäftsbeziehungen zu P&H (Peace & Harmony) unterhält und auf Sieg spielt; lauter Tugenden, vor denen wir uns eine Scheibe abschneiden sollten.
Der Faschismus war ein bedeutendes Ding. Der Kommunismus war ein bedeutendes Ding. Ich bin ein bedeutendes Ding. Ich sage nur 'Scharia'; islamisches Strafrecht; eine Rechtsordnung; eine totalitäre Rechtsordnung; eine die individuelle Freiheit unterdrückende Rechtsordnung.
Meine Feinde sagen 'Terrorismus'. Hihi. Terrorismus ist ein Mittel, kein Zweck. Sie sagen 'Demokratie'. Hihi. Sag ich, wenn's denn sein muss, auch; auch Demokratie ist ein Mittel. Oder sie sagen 'freiheitliche Rechtsordnung'. Sag ich nicht. Aber mir gefällt, hihi, dass die Feinde ihren Feind nicht benamsen, die totalitäre Rechtsordnung und die globale Bewegung, von der sie propagiert wird:
Lieber Leser, falls du mehr auf PC, Konfliktlösung und Appeasement stehst und dich von meinen kriegstreiberischen Ansichten klar distanzieren möchtest, brauchst du nur zu tun, was du eh schon tust und was eh alle tun:
Vermeide es, die Dinge beim Namen zu nennen. Achte sorgfältig auf deine Wortwahl, damit kein Gläubiger sich verletzt fühlen muss. Bleibe bei der Furcht, du könntest durch deine Wortwahl eine ungeschriebene Regel verletzen.
Klar, du schätzt die individuelle Freiheit. Betrachte aber diese Wertschätzung in grosser Bescheidenheit als deinen individuellen Geschmack oder den Geschmack deines Kulturkreises und werde nicht müde, die Wertschätzung und Praxis der individuellen Freiheit als für Menschen anderer Kulturkreise möglicherweise wenig bekömmlich hinzustellen. - Das mag hart sein. Ich will dir da nichts vormachen: Für mich, der den Vorwurf des Rassismus höchst selten für überhaupt sinnvoll erachtet, ist das blanker Rassismus. Aber Kopf hoch: Du bist da ja nun wahrhaftig nicht allein.
Betone bei jeder passenden Gelegenheit, was für eine schöne Religion der Islam ist. Kennenlernen darfst du ihn später. Du hast ja schliesslich recht: Es ist ein bisschen wie mit dem Kommunismus: Der mag ja eine sehr schöne Theorie gewesen sein. [By the way: Auch der frühneuzeitliche Katholizismus war in seinem Kern eine verdammt schöne Religion.] Nur seine Realisierung im Totalitarismus war halt schon scheusslich, gell? Und vielleicht wirst du mir zugeben, dass auch der real existierende Islam scheussliche Züge aufweist. Egal.
Wenn jemand so spricht, wie ich gerade eben gesprochen habe, wirst du ihn selbstverständlich darauf hinweisen, dass es den Islam nicht gibt. Lass dich nicht davon irritieren, dass du gerade noch von dem Islam als einer schönen Religion gesprochen hast. Das biegst du schon wieder hin, gell? Denn im Kern hast du ja recht: Es gibt den Islam, wie er vom saudischen Königshaus definiert wird; es gibt den Islam, wie er vom DIYANET, dem türkischen Ministerium für religiöse Angelegenheiten, definiert wird; du wirst, nachdem du dich etwas intensiver mit der Sache beschäftigt hast, sicher noch viele andere hübsche Beispiele finden.
Betone bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass die Bedrohung, mit der wir es zu tun haben, von einer zahlenmässig komplett unbedeutenden Gruppe von Menschen ausgeht. An dieser Stelle solltest du vielleicht am besten von 'Terroristen' sprechen und das Wort 'Islamismus' gar nicht erst in den Mund nehmen. Denn der Islamismus als Bewegung, die eine die individuelle Freiheit unterdrückende Rechtsordnung propagiert, ist eine gewaltig grosse Bewegung. Ich, selber ein sehr vorsichtiger Mensch, will hier natürlich auch nicht verallgemeinern. Nicht alle Gläubigen anerkennen die Scharia; das tun bloss die allermeisten. Es gibt meines Wissens kaum einen arabischen Staat, in dem die Scharia die gültige Rechtsordnung darstellt; bloss in der Bevölkerung ist sie gut verankert. - Tja, es wird nicht einfach sein, islamische Gelehrte zu finden, die einen modernen, die individuellen Freiheiten achtende Form des Islam vertreten. Gerade darum ist es wichtig, dass du - ich wiederhole das gerne - das Wort 'Islamismus' vermeidest und stattdessen von 'Terrorismus/Extremismus' sprichst. Dann kannst du weiterhin von deiner zahlenmässig unbedeutenden Gruppe der bösen Menschen sprechen und weiterhin von den übrigen Gläübigen als von den guten Menschen tagträumen.
2 Comments:
Ach, mich ärgert es, wenn Christen auf den Islam als "rückständige, frauenfeindliche, intolerante Religion" herunterschauen. Dass wir in Mitteleuropa moderner, egalitärer und (ein bisschen) aufgeschlossener sind, ist kein Verdienst der christlichen Religion, sondern der Humanisten und Aufklärer. Und wenn wir soziokulturell und ökonomisch gegenüber dem nahen Osten so ins Hintertreffen geraten wären, wäre genau gleich ein christlicher Fundamentalismus aufgeflammt.
PS: keine Islam-Gelehrte, aber eine mutige, intelligente, lesbische Journalistin ist Irshad Manji. Ihr Buch "The Trouble with Islam" ist leider nicht ganz fundiert recherchiert, hat aber im Kern recht, dass Selbstkritik und Aufklärung not tun, und zwar aus den Reihen der Muslime heraus.
Liebe Frau Anonyma
Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen zu zeigen, wie ein stockkatholischer Wüterich den Innenraum einer Moschee erlebt. Und überhaupt: Ich habe mich über Ihren Kommentar sehr gefreut und möchte Ihnen deshalb die beiden ersten Abschnitte dieses Blogs zum Geschenk machen.
Danke auch für diesen Tipp.
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