T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Mai 17, 2008

Zur Lage der Philosophie zu Beginn des 21. Jahrhunderts


Ist das Verhalten der Menschen je wirklich frei, oder ist es durchs Band determiniert? Zu dieser Frage gibt es eine Unmenge von mehr oder weniger lustigen Gedankenspielchen. Zu ihnen gesellen sich in letzter Zeit auch tiefere Einblicke, solche in die ewige Finsternis des Gehirns nämlich, dessen Aktivität zu erforschen uns endlich die letzte Erleuchtung bringen soll. - Die Hasen nähern sich mit rasender Geschwindigkeit einem Ziel, wo ein Igel, der notorische Gewinner bei solchen Wettläufen, den versammelten Gratulanten aus seinem Buch vorliest: 'Das Handwerk der Freiheit.'

Das 'Handwerk'! Die Frage war doch, ob jemand ganz aus sich heraus, nicht festgelegt durch unzählige Faktoren innerer und äusserer Art, stricken könne, und hier gibt einer (unter anderem auch) Anweisungen, welches Garn man für welchen Zweck am besten verwenden sollte und dergleichen oberflächliche Dinge. Solche Anweisungen können die grundlegende Frage jedenfalls nicht beantworten, ja sie nehmen sie noch nicht einmal ernsthaft in Angriff.

'Das Handwerk der Freiheit'! Eine Frechheit! Ja gibt es denn überhaupt Freiheit? Erweist sie sich bei tieferem Ein- und Durchblick nicht als eine grosse Illusion?

Das Enttäuschende an der Geschichte ist, dass ausgerechnet ein Philosoph sich der tiefschürfenden Fragen entschlägt: Unser Igel heisst Peter Bieri. Und es ist zu befürchten, dass er, der von den tieferen Fragen in irgendeinem Proseminar bestimmt schon gehört hat, sich von unserm gewichtigen Einwand nicht erschüttern lässt. Das ist arg. Da haben wir uns nun jahrelang bemüht, auf die Höhe einer philosophischen Fragestellung zu gelangen, und müssen uns nun als von dem Igel und Strickmeister veralbert vorkommen.


Die tieferen Fragen unter dem Mikroskop, durch bildgebende Verfahren koloriert, endlich einer ernsthaften Behandlung zugänglich ... und einzieht Heidegger in Harvard. Die Crème der Philosophenzunft ergötzt sich am farbigen Abglanz, an dem wir die Lebenswelt haben.


[Dieser Blog entstand nach der gründlichen Lektüre eines Buchtitels, den der Verfasser in der 'Brigitte' fand, der unser Igel ein Interview gewährte. Der 'Brigitte woman', versteht sich, der Ausgabe für die reiferen Semester. (Das Interview hat er dann auch noch gelesen.)]