T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, Juli 01, 2007

Grosse Philosophen machen sich die Sache mitunter gar arg einfach. Wir kennen alle die schnoddrige Art, mit der Heidegger den ganzen neuzeitlichen epistimischen Wust mit zwei kleinen Bindestrichwörtchen aus dem Weg räumt:

In-Sein, Mit-Sein

Wir teilen mit andern Menschen eine gemeinsame Welt. Und wer sich für die ganze Problematik interessiert, die er in diesem Sätzchen auszumachen glaubt, der lese ein anderes Buch.

Noch lieber sind mir die Blogs von Wittgenstein, die eine nette Herausgeberin unter dem Titel 'Philosophische Untersuchungen' veröffentlicht hat. Werfen wir doch mal einen Blick auf den ersten Blog:

1. Teil: Ein Text von Augustinus nebst Übersetzung
2. Teil: Eine einfältige Bedeutungstheorie, die hinter dem Text stecken mag
3. Teil: Der fünfte Abschnitt, der Kern des Blogs, eine [in memoriam Richard Rorty:] Verabschiedung:

... und das war nun das Ende


Während Heidegger bei einigen Leserinnen den Eindruck erwecken mag, er entwickle auf zahlreichen Seiten die Grundlagen einer durch eine noch fundamentalere Ontologie begründeten gründlicheren Behandlung der grossen Renner der neuzeitlichen Philosophiegeschichte, räumt Wittgenstein schneller auf:

Denke nun an .... Und er drückt einem von uns einen Zettel in die Hand, auf dem die Zeichen 'fünf rote Äpfel' stehen, und schickt ihn zum Einkaufen. Das Geschäft wird erfolgreich abgewickelt.

Es hätte natürlich auch auf 1001 Arten anders abgewickelt werden können, und es besteht, wie immer, die Möglichkeit, 1001 kritische oder bohrende oder gründlichere Fragen zu stellen. Nun, ich nehme an, ... Die Erklärungen haben irgendwo ein Ende.

Das war die fröhliche Botschaft Nummer 1. (Wer sie schnallt, kann jetzt zum Beispiel Tolstoi lesen.)

Ok. Aber da gibt es einen, der stellt nicht irgendeine dämliche Frage. Der will es genau wissen: Was aber ist die Bedeutung des Wortes 'fünf'?

Das führt dann zur fröhlichen Botschaft Nummer 2:

Von einer solchen war hier gar nicht die Rede.

"Und wann kommt Wittgenstein denn endlich zum Punkt, der mich so brennend interessiert?" - "Meines Wissens hat er sich dafür zufällig gerade nicht interessiert." - Mist! Das Buch hätte man sich doch glatt sparen können! - Dann werden wir halt das nächste mal besser aufpassen. Und in der Zwischenzeit ... na ja, vielleicht liegt da irgendwo noch ein Tolstoi rum.