T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, Juli 12, 2007

Der Papst soll, wenn ich das richtig verstanden habe, etwas gesagt haben, und man müsse sich schon fragen. - Das war schon öfter mal der Fall, und ich lasse das mal auf sich beruhen.

Dann schnappe ich Näheres auf: Liturgie, vorkonziliär, Entrüstung. - Mehr will ich gar nicht wissen. Ich mag keine Enttäuschung erleben. Es kommt sowieso nie so, wie man es gerne möchte. Ich geniesse einfach den mir so vertrauten Zustand, wo Kreti und Plethi sich über den Heiligen Vater das Maul zerreissen und ihre ganz persönlichen, von keiner Erfahrung getrübten Meinungen über die Katholische Kirche zum besten geben. Daneben der obligate Zweifel: Mann, du machst dir da was vor, kein Schwein regt sich mehr über diesen Zweig der internationalen Friedensbewegung auf!

Zweifel hin, Zweifel her: Ein kleine Träumerei ist in Gang gekommen:

"Stately, plump Buck Mulligan came from the stairhead, bearing a bowl of lather on which a mirror and a razor lay crossed. A yellow dressing-gown, ungirdled, was sustained gently behind him by the mild morning air. He held the bowl aloft and intoned:
- Introibo ad altare Dei."

Der ehemalige Ministrantenchef einer kleinen Walliser Gemeinde mag Literatur, die ihm Vertrautes zur Sprache bringt. Doch hier endet das 'Stufengebet' schon. So überträgt er dessen Fortsetzung, während er sich nun zum 'Kyrie' in die zwei Stockwerke tiefer gelegene Musikabteilung begibt, einem Ministrantenanwärter, dem er an einem Samstagnachmittag im elterlichen Wohnzimmer die Lateinprüfung abnimmt:
- Ad Deum qui laetificat juventutem meam.
- [Nun sagt der Pfarrer etwas, was vom Prüfling korrekt so ergänzt wird:]
- Qui fecit caelum et terram.
- Confiteor ... Ja, das 'Confiteor', das keiner sich je merken konnte. Der Pfarrer sprach es äusserst leise und mit rasender Geschwindigkeit. Kurz vor dem Ende hob er drängelnd seine Stimme; er konnte die auf sein tägliches Bekenntnis folgende Absolution durch die jungen Dorfbengel kaum erwarten:
- Misereatur ... ähm ... dimissis peccatis tuis ... ähm ...
Na ja, das muss noch geübt werden.
[Es ist schon so: Bei diesem vertraulichen morgendlichen Zwiegespräch zwischen zwei Dorfbengeln und dem Hochwürden blieb der Rest der Gemeinde aussen vor.]

Die Wahl des 'Kyrie's: Nichts Neuzeitliches, schon klar. - 'Giovanni Pierluigi da Palestrina' (Was für ein Name!) - Und wenn schon 'Gegenreformation', dann gleich die Programmmusik [Etwas Einfacheres stellte Marcellus sich vor, etwas ohne Überfrachtung durch kontrapunktische Spielchen] dazu: 'Missa Papae Marcelli'.

Kyrie eleison!


Herr, erbarme dich! ......................................... denn sie wissen nicht, was sie labern ......................................... Tja, so ist das im Palestrina-Raum ......................................... Und noch ein 'Tja' ......................................... Tja ......................................... Das ist schon richtig so ......................................... Da soll einer die Aufregung verstehen ......................................... Aufregung mag immer verständlich sein ......................................... Aber wichtig ist sie eher selten ......................................... Die Seele ist die grosse Leerstelle, die spürbar wird, wenn du Palestrina hörst ......................................... Tja ......................................... Das ist die Nacht, in der du alle Kühe umarmen könntest .........................................


Also was mich betrifft, ich kann mich wegen der paar wenigen griechischen Einsprengsel in die lateinische Liturgie einfach nicht aufregen.