T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, November 22, 2005

Rubriken: Lebensweisheit; Jan Schlendri

Nie wieder Krieg!


Rüdiger Safranski hat ein ausgesprochen freundliches Büchelchen mit dem Titel "Wieviel Wahrheit braucht der Mensch?" geschrieben. Gegen Ende seiner Darstellung wirft Safranski die Frage auf: "Wonach fragt, wer nach der Wahrheit fragt?" Antwort: Wer nach der Wahrheit fragt, fragt nach dem richtigen Leben. Von dort her erst beginnt nachträglich der Titel eine nachhaltige Wirkung zu entfalten, indem er eine nicht abbrechende Reihe von lebensfreundlichen Fragen evoziert:

Wie weit darf ich meine Bemühungen, ein rechtschaffenes Leben zu führen, treiben? Wo führt das Streben nach Vervollkommnung ins Verderben? Ab welchem Punkt führen die höchst ehrenwerten Unterfangen, seinem inneren Schlendrian den Garaus zu machen oder den inneren Schweinehund abzuwürgen, zum elendiglichen Ende des Gastwirts selber? Wieviel Korrektheit darf ich mir zumuten? Wo muss eine Abrüstungsbewegung die permanente moralische Aufrüstung und verbissene Kriegsführung gegen alles Falsche, Mediokre, Unvollkommene herausfordern und in ihre Schranken weisen? Warum eigentlich geniessen Moralinjunkies ein so hohes Ansehen?

Safranskis lesenswertes Buch führt eine Reihe von interessanten Fallstudien vor. Es betrachtet das Leben einiger Schriftsteller und Philosophen unter dem Gesichtspunkt der Titelfrage und demonstriert so an bemerkenswerten Beispielen misslingenden und gelingenden Lebens (Rousseau, Kleist, Kafka) die Notwendigkeit und Heilsamkeit moralischer Abspannung.

Es gibt kein richtiges Leben im falschen. So what? Es gibt gelingendes Leben im katastrophischen/vergnüglichen Kuddelmuddel.

Ich erlaube mir, an dieser Stelle meinen liebsten Hausgenossen, Jan Schlendri, als Beispiel für gelingendes Leben anzuführen. - "Das ist verdammt nett. Ich geh jetzt Holz spalten. Hab gerade Lust, mich da so richtig reinzuknien. Weisst du, wie der Kafka ins Schreiben. Oder so. Na dann Tschüss!" - "Tschüss!" - Keine Sorge: Dem stellt es über kurz oder lang von alleine ab. Wie es sich gehört, und wie es ihm gefällt.