T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, November 19, 2005

Rubrik: Hegeleien

[Hegel-Lektüre mag schnell zu Ermüdung und Überdruss führen, doch langweilig ist sie nie. Und weil sie zugleich ein höchst einsames Geschäft ist, erzählt der Lesende in einer neuen Rubrik von seinen Abenteuern.]

Der Verzehr hat die Kochkunst und dergleichen zum Ausgangspunkte. Dadurch als einen Reiz erregt, benimmt sich der Verzehr wesentlich so, dass er über das durch die Kochkunst Zu- und Aufbereitete sich erhebt und sich so zunächst ein sich entfernendes, negatives Verhältnis zu jenem Anfange gibt. Er findet so in sich, in der Idee des allgemeinen Wesens der Speisen, zunächst seine Befriedigung. Diese Idee (die Grosse Nährmutter, der Nährwert) kann mehr oder weniger abstrakt sein. Umgekehrt bringt die Kochkunst den Reiz mit sich, die Form zu besiegen, in welcher der Reichtum ihres Inhalts als ein nur Unmittelbares und Gefundenes, nebeneinander gestelltes Vielfaches, daher überhaupt Zufälliges geboten wird, und diesen Inhalt zur Notwendigkeit zu erheben. Dieser Reiz reisst den Verzehr aus jener Allgemeinheit und der nur an sich gewährten Befriedigung heraus und treibt ihn zur Entwickelung von sich aus. Diese ist einerseites nur ein Aufnehmen des Inhalts. Doch sie gibt demselben zugleich andererseits eine Gestalt, in der er frei im Sinne des ursprünglichen Verzehrs nur nach der Notwendigkeit der Sache selbst wieder hervorzugehen vermag.

[Stichworte: Food, Geköch, Bedienung; Konsumption/Verzehr, Verarbeitung/Verdauung, Notwendigkeit/Notdurft]

[Wer mehr davon in ernsthafterer Form will, wird hier gut bedient. Die "Enzyklopädie" ist frei zugänglich. Meine kleine Ausschweifung entzündete sich an Par. 12. -
Im Ernst gesprochen: Hat du dich erst mal in einen solchen Paragraphen reingekniet, hast du also nicht gleich den Rückweg angetreten, wenn von Dingen wie der 'in sich reflectierten, daher in sich vermittelten Unmittelbarkeit' die Rede war, denkst du nie mehr so wie vorher. Grosses Ehrenwort! - Lass dich nicht einschüchtern! Geh wie der grosse Leser Adorno nicht davon aus, dass da in jedem Fall ein Sinn verborgen ist, an den du beim besten Willen nicht rankommst. Folge Adornos Ratschlag, frei zu assoziieren. Dann geh spazieren, lies was anderes (einen Comic oder einen besonders dunklen Abschnitt aus der 'Logik'), lies den Paragraphen, den du dir vorgenommen, nochmals, und nach einem Monat/Jahr nochmals. Dann wirst du vielleicht festellen, dass du der 'Sache' immer noch nicht habhaft geworden bist. Vielleicht bist du mittlerweile in neuen Irrtümern gefangen. Aber erstens bist du in jedem Fall ein anderer Mensch, und zweitens gilt, was aus dem tiefsten Wiesengrunde schallt:
Warum eigentlich sollte das spielerische Glück des Geistes vom Risiko des Irrtums gemindert werden?]

[Titel: Der Schiss]