T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, Februar 22, 2008

Neue Rubrik: Nachrichten aus dem Camp am Donec


Im Camp am Donec ist der Schlendrian eingekehrt.

Anstatt in stiller Andacht der leisen Verheissung zu gedenken, deren Erfüllung verhalten sich ankündigt dem, der dem Lied der alten Sänger lauscht, das zögernd bloss u.s.w. u.s.f. ... bis auch der letzte Rest realer Erfüllung in unerreichbare Ferne geschrieben ist ... die dann aber doch wieder und gerade durch diesen Akt der poetischen Entrückung im steten Andenken gehalten wird, ... bis die Blätter vergilben ... Anstelle von alledem und alledem wird zur seichtesten Interpretation des Wortes eines grossen, des Heidentums verdächtigten Denkers und Dichters gegriffen:

Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.

Und so überlässt einer sich etwa neben überdimensionierten alten Götzentümern bei heidnischem Treiben einer prallen, schieren Gegenwart, die mit Wucht auf ihn zu-und eindonnert und, indem sie den letzten Tropfen eines die unerfüllte Gegenwart transzendierenden Strebens aus ihm herauspresst, ihn - wenn auch nur für einen kurzen Moment - zum Augenblicke sagen lässt:

Verweile! Du bist so schön!

Da folgt die Strafe auf dem Fuss! Und die besteht im Erwachen eines noch intensiveren, noch qualvolleren Strebens nach erneuter praller, schierer Gegenwart. Und das ist nun kein deus absconditus mehr und dergleichen harmloses Zeug. Das ist die niederdrückende Gewalt einer Abwesenheit, die sich zur mächtigsten, bestimmendsten Allgegenwart auswächst.

Tja, das hat einer dann davon, wenn er nicht brav ist und seinen Heidegger oder Augustinus vor sich herbetet. "Ama et fac, quod vis." Ein grosses Wort! Mein Bester, es ging darum, es zu interpretieren, und nicht etwa darum, dein Leben zu verändern. Tsss! Wie kann Mann nur!

Inquietum est cor nostrum, donec ... Na was denn? - Bis es von noch grösserer Unruhe gepackt wird?! -


[Alte, böse Lieder:
Lustig, wie sich hier ein alter Gedanke wieder anmeldet: Überschreite den Donec! Suche die echte Ruhe! Geh doch ins Kloster! Extra muros nulla quies. -
Es gibt eine Spielart des Katholizismus, die die Sünde zu überwinden versucht, indem sie mit ihr spielt. Auch das natürlich beileibe keine moderne Spielart, weil sie die Sünde noch allzu ernst nimmt und versucht, ihr immer neue Reize abzugewinnen, anstatt sie von jeder Unanständigkeit zu reinigen und im Bereich der Verletzung der Zwischenmenschlichkeit etwa anständig, aufgeklärt und witzlos zu verorten. Ja, die Sünde ist einfach witzlos, wenn sie keinen Spass macht. - Und der Spass witzlos, wenn er nicht den Geruch der Sünde an sich trägt? Natürlich nicht, aber vielleicht weniger raffiniert. Versteht heute keiner mehr, ich weiss. Man muss schon katholisch sein bis auf die Knochen, muss Spass an der Sünde selber haben können, um so was zu verstehen.]