T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Juli 11, 2006

Die schöne Unbekannte



[Ich erinnere mich an eine Begebenheit in Heinrich Bölls Roman "Und sagte kein einziges Wort". Diesen Roman erhielt ich als Weihnachtsgeschenk, als ich noch keine 16 Jahre alt war. Ich erinnere mich nur noch an die eine Begebenheit, und natürlich besteht keine Gewähr, dass ich mich richtig erinnere. Doch die Erinnerung ist da. Es ist die Erinnerung an eine kleine Begebenheit in einem Roman, den ich genau einmal, vor 37 Jahren, gelesen habe.]

Die Begebenheit:

In einer belebten Strasse wird ein Mann mitten im Geschäftsgetümmel auf eine Frau aufmerksam, die sich auf der andern Seite der Strasse geschäftig unter andern Geschäftigen fortbewegt. Er ist von ihr sehr angetan. Dann erkennt er, dass es sich bei der Frau um seine Ehefrau handelt.

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Da gibt es doch den Mann, der sich fragt, wie das damals genau war, als er seine Frau kennenlernte und eine Beziehung sich zu entwickeln begann. So kleine, etwas dümmliche Fragen nagen ein bisschen an ihm: War es nicht kompletter Zufall? Hätte es nicht ebenso gut eine andere sein können? usw.

Da versetzt eine gute Fee ihn in die Situation von damals zurück: Ein Fest ist im Gang; er plaudert mit vielen Leuten, hört Musik, spielt ein Kartenspiel. Ab und zu fällt sein Blick auf eine Frau, deren blosse Anwesenheit ihm gefällt. "So ist es gut. So schaut ein gemütlicher Abend aus. So lässt es sich leben." Er beginnt alle Leute ein bisschen mehr zu mögen, ist angenehm beflügelt. Dabei hat er die Frau noch nicht einmal richtig angeschaut. Und als er ihr schliesslich zufällig begegnet, stellt sich heraus, dass die angenehme Unbekannte die Frau ist, die er schliesslich geheiratet hat.

Und unser Mann ist mit seinem Leben zufriedener denn je. Und seine Frau fragt sich - geschmeichelt, belustigt, beglückt - was denn plötzlich in ihren Mann gefahren ist. - "Iiiih! Spinnst du?! Was bist denn du für einer?"