T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Dezember 12, 2009

[Der wohl wichtigste Blog, der nie geschrieben wurde: ein Blog zu Bosnien. Die über Jahre sich hinziehende tägliche intensive Beschäftigung mit den Ereignissen im diesem Land hat damals mein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt. Im Ernst: Ich bin immer noch traumatisiert davon und bringe einfach keinen vernünftigen Blog zustande. Dabei gibt es immer wieder Anlässe, darüber zu schreiben. Hier ein besonders verquerer Anlass und ein paar Gedanken zu einem unerschöpflichen Thema:]


Philip Roth: The Plot against America. - Ein Isolationist gewinnt die Präsidentschaftswahlen von 1940. Lektüre eben erst begonnen. Die Thematik stellt Dinge mit mir an:

Ich stelle mir vor, die Amerikaner hätten 1995 in Bosnien nicht eingegriffen. Sie hätten keinerlei Interesse an den balkanischen Ölfeldern gezeigt und keine vitalen nationalen Interessen als bedroht angesehen. Die Greueltaten der serbischen Verbände hätten nicht aufgehört? Ach was, mit denen haben wir bereits ein paar Jährchen leben können. Und die serbischen Verbände hatten ohnehin nichts mehr zu melden. Die hatten ja keine Chance, den Vormarsch der kroatischen Armee, die sich schon vor der Rückeroberung der Krajina im Land befand, aufzuhalten. Die Kroaten waren auf dem Vormarsch in Richtung Banja Luka, und die Flüchtingsströme in Richtung Serbien waren schon stark angeschwollen. Ich meine, die Amis hätten die Kroaten ja einfach laufen lassen können. Ach, ich bin zu faul, die ganze vertrackte militärische Situation darzustellen. Drum nur kurz: Die Flüchtlingsströme nehmen zu, und Serbien sieht sich gezwungen einzugreifen. Resultat: Ein ausgewachsener Krieg zwischen Kroatien und Serbien auf bosnischem Territorium. Tja, da hätten bei uns ein paar Leute nicht nur ihren über Jahre gehätschelten Traum von einem Staat, in dem die Angehörigen verschiedener Ethnien und Religionen friedlich zusammenleben, verloren. Millionen von Flüchtlingen aus Europa in Europa, das wäre der Ausgangspunkt gewesen für entschieden realistischere Betrachtungen.

Ein Isolationist als Präsident der Vereinigten Staaten, damals, 1995, als wir noch bequem, unerbittlich und im Bewusstsein, stets auf der richtigen Seite zu stehen, auf die Amerikaner schimpfen konnten. Das Leben in unseren Breitengraden ist härter geworden. Aber ich mag nicht klönen. Es gibt ja so viel zu studieren. Die neuen Spannungen innerhalb der transpazifischen Verteidigungsgemeinschaft beispielsweise. Ja, ihr habt schon richtig gelesen: Die Amerikaner haben den Isolationismus wieder überwunden. Bloss ihr Interesse am bevölkerungsmässig ohnehin schwindenden Wurmfortsatz Asiens hat etwas nachgelassen.

Good Old Europe is dying/crying ...


[Februar 2052. Mitglieder der nicht unbedeutenden weissen Minderheit in den Vereinigten Staaten drängen die neue Präsidentin dazu, die europäischen Staaten in ihren Bemühungen zu unterstützen, einen Schutzschild gegen die zunehmende Bedrohung aus dem turko-iranischen Raum aufzubauen. Das Ansinnen ist nicht chancenlos, wenn auch bedacht werden muss, dass die letzte amerikanische Regierung auf Drängen verschiedener südostasiatischer Staaten eine beträchtliche Erhöhung ihres Anteils an den Kosten des Transpazifischen Verteidigungsbündnisses in Aussicht gestellt hat ...]