T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, November 21, 2009

[Auch ein literarisches Rätselraten]

Introduktion und Exzerpte op. 515


Er hat Kraut und Rüben geredet, der gute Erich, und es waren auch einige wenig bekömmliche Pflänzchen darunter, die Notwendigkeit der Mauer etwa oder die Zurschaustelung seiner Vertrautheit mit Leuten von der Stasi. Egal! Er hat mich nicht gelangweilt. Und er hat Herz.

Der Albert hingegen ist ein herzloser Langweiler und Vernunftbold. - Albert? Nun, wir sind nicht in Eisenach, nicht in Jena, nicht in Gotha, nicht in Erfurt; aber wir bleiben in Thüringen und sind wieder mal auf dem Weg nach ...


Am 12. August [1771]
... Nun weisst du, dass ich den Menschen [Albert] sehr lieb habe bis auf seine Z w a r; denn versteht sich's nicht von selbst, dass jeder allgemeine Satz Ausnahmen leidet? Aber so rechtfertig [!] ist der Mensch! wenn er glaubt, etwas Übereiltes, Allgemeines, Halbwahres gesagt zu haben: so hört er dir nicht auf zu limitieren, zu modifizieren und ab- und zuzutun, bis zuletzt gar nichts mehr an der Sache ist. Und bei diesem Anlass kam er sehr tief in Text: ...

[Mit grosser Bestimmtheit äussert Albert Dinge, die schlicht und herzlich wenig ergreifend todrichtig sind.]

... Ich zuckte die Achseln und gab's ihm zu ...
Ich war im Begriff abzubrechen; denn kein Argument bringt mich so aus der Fassung, als wenn einer mit einem unbedeutenden Gemeinspruche angezogen kommt, wenn ich aus ganzem Herzen rede ...

Am 9. Mai [1772]
... Auch schätzt er [der Fürst, auf dessen Jagdschloss unser junger Held z. Zt. seine alten Leiden erduldet] meinen Verstand und meine Talente mehr als dies Herz, das doch mein ganzer Stolz ist, das ganz allein die Quelle von allem ist, aller Kraft, aller Seligkeit und allen Elendes. Ach, was ich weiss, kann jeder wissen - mein Herz habe ich allein.

Am 12. Junius
... Er ist ein Mann von Verstande, aber von ganz gemeinem Verstande; sein Umgang unterhält mich nicht mehr, als wenn ich ein wohlgeschriebenes Buch lese ...

Am 18 Junius
... Und ich lache über mein Herz - und tu ihm seinen Willen.


[Vom Bahnhof Altona aus stiess ich bis zur Elbe vor, und dann ging's weiter zum Fischmarkt. Sehr gemächlich, mit zahlreichen Zwischenhalten auf Bänkchen, wo ich meinen Kopf in die Briefsammlung steckte. Am frühen Abend dann - ich wartete beim Italiener an den Landungsbrücken auf die Spaghetti - ertappte ich mich hierbei: "Dieser Mann stirbt mir nicht!" Ich habe das Buch nie zu Ende gelesen.]