[zu meinen Akten:]
Ich will nicht belogen, betrogen und verletzt werden. Ich verlange vom andern, dass er das akzeptiert. Ich verlange von ihm auch, dass er empört reagiert, wenn ein dritter diesen Willen missachtet, und dass er sich schämt und/oder schuldig fühlt, wenn er sich gegen mich vergangen hat. Auch der andere will nicht belogen, betrogen und verletzt werden. Er verlangt von mir, dass ich das akzeptiere und empört reagiere, wenn ein dritter diesen Willen missachtet, und dass ich mich schäme und/oder schuldig fühle, wenn ich mich gegen ihn vergangen habe. Ich anerkenne seinen Willen und reagiere mit den richtigen Gefühlen. Er anerkennt meinen Willen und reagiert ebenso. Wir wollen uns gegenseitig darauf verlassen können, dass der andere so und nicht anders tickt. Die Ansprüche des andern mir und Drittpersonen gegenüber müssen von mir anerkannt werden. Die wechselseitigen Forderungen gelten unbedingt, es darf an ihnen nicht gerüttelt werden.
Und sie fanden, dass es gut so ist. - Dass es die wechselseitigen Forderungen und die mit ihnen verbundenen Gefühle gibt, ist eine gute Einrichtung, der sie sich verpflichtet fühlen. Sie leuchtet ihnen ein, und sie ist von ihnen gewollt.
Daran ändert sich selbstverständlich nichts, wenn wir uns schon mal aneinander vergehen. Die Moral mit ihrem spezifischen Sanktionssystem ist allemal stärker. (Der Sünder wirft ja als solcher auch nicht gleich seinen Glauben über Bord.) Es muss klar unterschieden werden zwischen der Anerkennung der moralischen Forderungen und der wesentlich mit ihnen verbundenen Gefühlskomplexe einerseits und ihrer tatsächlichen Befolgung im konkreten Fall andererseits.
Menschenskinder, tu ich mich schwer mit meinen paar Sätzchen zur Moralphilosophie! Das Schwierigste beim Schreiben über Moral: das Gefühl, dass alles doch wohl viel komplexer ist. Aber ich will jetzt auf Teufel komm raus ein nettes kleines Gerüst, ein paar Grundlinien, an denen sich mein Nachdenken über einen komplexen Gegenstand orientieren kann. Dann freilich dürfen, ja müssen die Gedanken ausufern, um die grosse, reichlich disparate Familie der moralischen Phänomene einfangen zu können. Scharfe Grenzen zu ziehen ist auf diesem Feld ganz besonders bescheuert. Aber kein Grundgerüst zu haben ist einfach unerträglich!
[Ich gestehe mit leichter Scham, wie robust mir (zumindest) ein Kernbereich der Moral vorkommt, jetzt, wo ich konkrete Beobachtungen zu ihr mit ein bisschen Nachdenken über sie verbinde. Ist ihre Robustheit nicht allzu selbstverständlich? Auf welchem Planeten habe ich denn bisher gelebt? Beim Gedanken, dass eine Moral im eigenen Einsehen und Wollen gründen könnte, fühlte ich mich bisher stets etwas unbehaglich, wenn er mir nicht gar fremd oder suspekt war. Ich muss mich mal gründlicher mit meinem Hochwürden unterhalten. - Übrigens: Bei Kant habe ich diese Art von Unbehagen nie gespürt. Das mag damit zusammenhängen, dass bei ihm, wie ich ihn verstanden habe, mein eigenes empirisches (sündiges, unreines) Wollen wie das des andern eh nicht gefragt war. Und eine Autonomie ohne ein solches Wollen kann ja auch nicht gefährlich werden. Autonomie ohne reine Vernunft (Reinheit), oh Gott, das konnte nicht gutgehen! (Oh Gott, ist das wirr!)]
Ich will nicht belogen, betrogen und verletzt werden. Ich verlange vom andern, dass er das akzeptiert. Ich verlange von ihm auch, dass er empört reagiert, wenn ein dritter diesen Willen missachtet, und dass er sich schämt und/oder schuldig fühlt, wenn er sich gegen mich vergangen hat. Auch der andere will nicht belogen, betrogen und verletzt werden. Er verlangt von mir, dass ich das akzeptiere und empört reagiere, wenn ein dritter diesen Willen missachtet, und dass ich mich schäme und/oder schuldig fühle, wenn ich mich gegen ihn vergangen habe. Ich anerkenne seinen Willen und reagiere mit den richtigen Gefühlen. Er anerkennt meinen Willen und reagiert ebenso. Wir wollen uns gegenseitig darauf verlassen können, dass der andere so und nicht anders tickt. Die Ansprüche des andern mir und Drittpersonen gegenüber müssen von mir anerkannt werden. Die wechselseitigen Forderungen gelten unbedingt, es darf an ihnen nicht gerüttelt werden.
Und sie fanden, dass es gut so ist. - Dass es die wechselseitigen Forderungen und die mit ihnen verbundenen Gefühle gibt, ist eine gute Einrichtung, der sie sich verpflichtet fühlen. Sie leuchtet ihnen ein, und sie ist von ihnen gewollt.
Daran ändert sich selbstverständlich nichts, wenn wir uns schon mal aneinander vergehen. Die Moral mit ihrem spezifischen Sanktionssystem ist allemal stärker. (Der Sünder wirft ja als solcher auch nicht gleich seinen Glauben über Bord.) Es muss klar unterschieden werden zwischen der Anerkennung der moralischen Forderungen und der wesentlich mit ihnen verbundenen Gefühlskomplexe einerseits und ihrer tatsächlichen Befolgung im konkreten Fall andererseits.
Menschenskinder, tu ich mich schwer mit meinen paar Sätzchen zur Moralphilosophie! Das Schwierigste beim Schreiben über Moral: das Gefühl, dass alles doch wohl viel komplexer ist. Aber ich will jetzt auf Teufel komm raus ein nettes kleines Gerüst, ein paar Grundlinien, an denen sich mein Nachdenken über einen komplexen Gegenstand orientieren kann. Dann freilich dürfen, ja müssen die Gedanken ausufern, um die grosse, reichlich disparate Familie der moralischen Phänomene einfangen zu können. Scharfe Grenzen zu ziehen ist auf diesem Feld ganz besonders bescheuert. Aber kein Grundgerüst zu haben ist einfach unerträglich!
[Ich gestehe mit leichter Scham, wie robust mir (zumindest) ein Kernbereich der Moral vorkommt, jetzt, wo ich konkrete Beobachtungen zu ihr mit ein bisschen Nachdenken über sie verbinde. Ist ihre Robustheit nicht allzu selbstverständlich? Auf welchem Planeten habe ich denn bisher gelebt? Beim Gedanken, dass eine Moral im eigenen Einsehen und Wollen gründen könnte, fühlte ich mich bisher stets etwas unbehaglich, wenn er mir nicht gar fremd oder suspekt war. Ich muss mich mal gründlicher mit meinem Hochwürden unterhalten. - Übrigens: Bei Kant habe ich diese Art von Unbehagen nie gespürt. Das mag damit zusammenhängen, dass bei ihm, wie ich ihn verstanden habe, mein eigenes empirisches (sündiges, unreines) Wollen wie das des andern eh nicht gefragt war. Und eine Autonomie ohne ein solches Wollen kann ja auch nicht gefährlich werden. Autonomie ohne reine Vernunft (Reinheit), oh Gott, das konnte nicht gutgehen! (Oh Gott, ist das wirr!)]
1 Comments:
Hey, Mann! Da ist überhaupt nichts wirr. Aber selbstverständlich würde ich gerne noch viel mehr von Dir zum Thema lesen! (TR)
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