T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, September 26, 2005

Buchprojekt: Der kluge Hausherr: Hausgenossen: Der Alkoholiker

Der anerkannte Alkoholiker
oder
Warum die AA so erfolgreich ist


Herr C ist ein trockener Alkoholiker. In seinem Hauswesen wohnt ein Alkoholiker, dem er einen eigenen kleinen Wohntrakt zugewiesen hat. Die beiden kommen gut miteinander aus. Ab und zu lädt Herr C seinen Hausgenossen sogar zu einem kleinen Schwatz in sein ansonsten sorgsam gehütetes Privatzimmer ein. Dann entzügeln die beiden ihre Phantasie und schicken sie auf schwankende Beizen - und Bierzelttouren, oder sie quasseln etwa über die ab und zu doch ganz erträgliche Seichtigkeit des Seins im süss-dumpfligen Permarausch. Nur eine Hausregel muss dabei immer eingehalten werden: Der Alkoholiker muss die Flasche in seinem Wohntrakt zurücklassen. Denn der Hausherr hat eine persönliche Verhaltensregel, die da in aller Schlichtheit lautet: "Das erste Glas stehen lassen!" Und als kluger Kämpfer weiss er, dass das besagte Glas nicht unbedingt unmittelbar vor ihm stehen muss. Ein tapfererer Kämpfer würde das zulassen, gesteht er sich ein, und fügt mit einem kleinen Schmunzeln hinzu: "Doch ach wie bald muss sich ein wagemutiger Recke bei einem wohlverdienten Gläschen von den Strapazen des Kampfes erholen!"

Herr C hat kapituliert. Der Krieg gegen den Alkoholismus ist vorbei. Selbst die Spannungen des Waffenstillstands sind abgeklungen. Herr C hat eine neue Front bezogen. Er kämpft nun gegen seinen[!] Alkoholkonsum. (Was muss er lachen, wenn er des Antialkoholismus verdächtigt wird ...) Und diesen Kampf führt er auf ganz individuelle, der jeweiligen Situatione angepasste Weise, mit Klugheit und Leichtigkeit (Verbissenheit und das Sich-Einlassen auf taktische Verwicklungen führt bestenfalls zu ehrenvollem Scheitern), aber unerbittlich. Tja, da gibt es keine langen Überlegungen, kein Bitten und Betteln, keine Erklärungen. Dauerhafter Friede herrscht nur, wenn das Glas weit weg ist. Wer das Glas in seine Nähe schiebt, wird erschossen. Was soll man machen? So leicht hat's man nun auch wieder nicht.

Den Alkoholiker anerkennen bedeutet für ihn, vor der Droge Alkohol zu kapitulieren. Und gerade dadurch wird er stark. Denn jetzt kann er seine Kräfte anderweitig einsetzen.

Und bevor dieser Blog in eine Sonntagspredigt ausartet, schliesse ich ihn hiermit ab. Ich werde Herrn C fragen, ob er eventuell bereit ist, uns ein paar seiner speziellen Tricks und Durchhalteparolen zu verraten. Er ist ja nunmehr seit gut 15 Jahren trocken. Da müssen sich in seinem Waffenarsenal doch einige ganz brauchbare Mittelchen angesammelt haben. Es wird aber ziemlich viel Überredungskunst von meiner Seite brauchen, damit er sie preisgibt. Denn der betagte Krieger [So versteht er sich selber] hat auf entsprechende Bitten bisher regelmässig mit einem grummeligen "Wen interessiert's?" geantwortet. -

Und da mag er halt nicht so unrecht haben.

[To do: Herr C verrät uns seine Tips und Tricks]