Vittorio de Sica: Una breve vacanza, 1973
Realismus, gnadenlos: Eine Frau, Fabrikarbeiterin und Hausfrau, vom Mann kurzgehalten, wird krank, fährt zur Kur, begegnet einem Mann, der sie liebt und den sie zumindest gut leiden kann. Ein Nachmittag der Leidenschaft. Die Frau wird gesund. Die Frau fährt heim. - Man muss sozusagen die vielen kleinen Wendungen, die der Plot nicht nimmt, nachvollziehen, um die verhalten unerbittliche Grausamkeit dieses Realismus zu spüren.
[Fade realistisch: Die Frau erfährt, dass sie genesen ist, und wird von der Verzweiflung gepackt: "Auch das noch!" Oder sie freut sich über die wiedergewonnene Gesundheit, und in die Freude mischen sich Wermutstropfen. Oder es besteht kaum Aussicht [Optimismus, überbordend], dass sie den Mann je wiedersehen wird. Oder die Schwiegermutter hat zu einer minimalen Besinnung gefunden und sorgt sich fortan nicht nur darüber, dass ihr arbeitsloser Figlio zu kurz kommen könnte. Oder die Frau verzweifelt ein kleines bisschen und vergiesst ein paar verstohlene Tränen.]
Du gehst atemlos mit, bis zum Abspann. Dann sitzt du da; die vielen kleinen Spannungen, die sich in dir aufgebaut haben, halten noch an; dann brechen sie in sich zusammen. Und du spürst nur noch viele kleine Leerstellen. (Fade realistisch: die grosse Leere)
[Verdammt! Wie soll einer darüber schreiben, wie ihn eine Unsumme von Nichtereignissen erschüttert hat?!]
["Es ist nichts passiert. Wir fragen uns: Wie steht es um dieses Nichts?" - "Mein lieber Martin, du hast ja so recht! Mir ist momentan bloss nicht nach deinem Blues."]
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